Gebärmutterschleimhautkrebs - Endometriumkarzinom
In der Schweiz erkranken pro Jahr etwa 900 Frauen neu an einem Endometriumkarzinom, knapp über 200 Frauen sterben an den Folgen der Erkrankung. Die meisten Frauen sind über 70 Jahre bei der Diagnosestellung, bemerkbar macht sie sich oft in frühem Stadium durch eine vaginale Blutung. Insgesamt hat das Endometriumkarzinom eher eine gute Prognose. Die Therapie ist meist wenig aggressiv, oft reicht die alleinige Gebärmutterentfernung zusammen mit den Eierstöcken. In einigen Fällen muss allerdings ausgedehnter operiert werden, manchmal benötigt es eine zusätzliche Bestrahlung, selten eine Chemotherapie. Es gibt unterschiedliche Varianten des Endometriumkarzinoms.
Die wesentlich häufigere Variante sind wenig aggressive Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut als Ausdruck einer hormonellen Überstimulation (gut bis mässig differenzierte endometroide Karzinome), was z. B. durch Fettgewebe geschieht. Insofern sind viele Frauen mit Endometriumkarzinom eher übergewichtig und haben damit einhergehend auch andere Erkrankungen, wie Diabetes mellitus und Bluthochdruck. Sind Frauen eher jünger und bekommen ein Endometriumkarzinom, dann sollte überprüft werden, ob es in der Familie ein erbliches Darmkrebssyndrom gibt (Lynch-Syndrom oder auch HNPCC-Mutation genannt). Wesentlich seltener sind sehr aggressive Tumoren (wenig differenzierte endometroide, seröse oder klarzellige Karzinome, wie auch Müllersche Mischtumoren), die oft schon bei der Diagnosestellung Absiedlungen (Metastasen) in Lymphknoten gesetzt haben und auch aggressiver therapiert werden müssen. Ihre Prognose ist ungünstiger.
Operation
Das Ziel der Operation ist die Entfernung der Gebärmutter und der Eierstöcke. Neuerdings hat sich durchgesetzt, dass ähnlich wie bei anderen Tumorerkrankungen eine Metastasierung in Lymphknoten durch die Analyse der Wächterlymphknoten bei der Operation erfolgt. Wenn in diesen keine Metastasen vorliegt, dann sind andere Lymphknoten sehr unwahrscheinlich befallen. Dieses Verfahren ist sehr schonend und hat selten nachhaltige Folgen. Sind die Wächterlymphknoten befallen, dann ist eine ausgedehntere Operation der Becken- und Bauchlymphknoten notwendig, was nicht selten zu einem dauerhaften Lymphstau in den Beinen führt. Übergewicht ist dabei zusätzlich ungünstig.
Die Operationen sollten beim Endometriumkarzinom fast immer durch Bauchspiegelung erfolgen, ein Bauchschnitt ist nur selten notwendig.
Bestrahlung
Wenn ein Endometriumkarzinom wiederkommt, dann meistens als Rezidiv in der Vagina. Dem kann vorgebeugt werden, sodass durch eine Kontaktbestrahlung der Vagina ab einem bestimmten Stadium diese Rezidive deutlich vermindert werden können. Diese Therapie hat kaum Nebenwirkungen, allerdings kann die Vagina im Verlauf trocken sein und verkleben, sodass bestrahlte Frauen ihre Vagina regelmässig mit Cremes und Dilatatoren pflegen sollten.
Bei aggressiven Tumoren, die bereits über die Gebärmutter hinaus sich ausgebreitet haben, sollte zudem eine Bestrahlung von aussen erfolgen (perkutane Radiotherapie). Diese hat deutlich mehr Nebenwirkungen, da die Haut, der Darm und auch die Harnblase zum Teil mitbestrahlt werden.
Chemotherapie
Die Chemotherapie wird zunehmend selten beim Endometriumkarzinom empfohlen, nur noch bei sehr aggressiven Tumoren oder wenn bereits Metastasen in Lymphknoten oder anderen Organen vorliegen. Vorwiegend eingesetzt werden die Präparate Carboplatin und Paclitaxel (s. Kapitel Chemotherapie).
Fortgeschrittene Erkrankung
Bei fortgeschrittener Erkrankung richtet sich die Therapie sehr nach den individuellen Bedürfnissen der Patientin und an der Art der Ausbreitung der Erkrankung. Durch spezielle Untersuchungen lässt sich am Gewebe z. B. feststellen, ob der Tumor hormonabhängig wächst. Wenn dies so ist, dann kann versucht die Erkrankung versucht werden, mit Hormonpräparaten (z. B. Gestagene) zu stabilisieren. Sonst kommen hier die Strahlentherapie, die Chemotherapie und auch im Einzelfall komplexe Operationen zum Einsatz, wobei nicht immer eine spezifische Tumortherapie erwünscht wird oder zwingend notwendig ist. Es ist wichtig die Betroffenen in solch einer Situation palliativmedizinisch zu unterstützen.
Ausblicke
Wir wissen inzwischen, dass die Genetik beim Endometriumkarzinom eine wesentlich grössere Rolle spielt als wir dachten. Das erbliche Endometriumkarzinom ist häufiger als wir vermuteten, auch wenn es in der Familie keine offensichtlichen Krebserkrankungen gibt. Deswegen konzentrieren wir uns zunehmend auf die Suche nach Veränderungen, die darauf hinweisen. Auch hat sich gezeigt, dass die sehr altmodische Einteilung der unterschiedlichen Varianten des Endometrimkarzinoms nicht so zuverlässig ist. Vermeintlich wenig aggressive Tumoren bilden plötzlich doch Metastasen. Vermeintlich aggressive Tumoren werden überschätzt und zu aggressiv behandelt. Dies lässt sich bald genauer feststellen, indem eine molekularbiologische Analyse eine genauere Zuteilung ermöglicht und somit viel gezielter therapiert werden kann. Noch kann dies aber leider nicht in die Routine umgesetzt werden, dazu müssen klinische Studien diese Methoden zur Einteilung und deren Zuverlässigkeit erst bestätigen.